Wettbewerber
An der Spitze des deutschen Marktes für Sexual-Wellness-Produkte steht der Dominator Eis, gefolgt von den etablierten Anbietern Orion, Amorelie, Beate Uhse und Dildoking. Ihre Größe, Firmenstruktur und strategische Ausrichtung sind teilweise kaum vergleichbar und auf unterschiedliche Herleitungen oder Faktoren zurückführen.
eis.de
Hinter dem unangefochtenen Marktführer Eis.de steht die Triple A Sales GmbH aus Bielefeld. Diese agiert als Teil einer größeren, finanzstarken Firmengruppe, die international tätig ist und bekannte Eigenmarken wie Satisfyer selbst entwickelt und vertreibt. Die Gruppe erwirtschaftet einen Umsatz von über 250 Millionen, betreut mehr als 18 Millionen Kunden und beschäftigt rund 350 Mitarbeiter.
Die qualitative Analyse des Kundenfeedbacks legt eine zweigleisige Geschäftsstrategie offen. Zum Beispiel: Die extrem rabattierten, oft als qualitativ minderwertig beschriebenen Produkte der Eigenmarke „EIS“ fungieren als Anreizprodukte zur Neukundengewinnung. Sie dienen als „Lockvögel“ oder „loss leaders“, um Traffic zu generieren und potenzielle Käufer auf die Plattform zu bringen. Einmal auf der Webseite, werden Kunden zu höherwertigen und verlässlicheren Markenprodukten, allen voran von Satisfyer, geleitet. Eis.de dominiert den Markt durch eine aggressive Preisstrategie mit hohen Rabatten und einer sehr breiten Produktauswahl.
Während diese Strategie im Massenmarkt sehr erfolgreich ist, führt sie zu einem deutlichen Billigimage, geringer Kundenbindung und einer überladenen User Experience (UX) der eigenentwickelten Shop-Plattform. Obwohl Aspekte wie Nachhaltigkeit und Markenwerte kaum eine Rolle spielen, ist Eis.de gemessen am Umsatz mit weitem Abstand der unangefochtene Marktführer in Deutschland.
Orion
Die Geschichte von Orion ist von einer komplexen Entwicklung geprägt, die weit über den bloßen Claim von „50 Jahren Erfahrung“ hinausgeht. Die Wurzeln des Unternehmens reichen bis zur Spaltung der Beate Uhse Gruppe im Jahr 1981 zurück, als Dirk Rotermund und sein Stiefbruder Klaus den Versandhandel übernahmen und ihn in Orion umbenannten. Die spätere Übernahme der FCV-Erotik-Shops, die anschließend in Orion Fachgeschäfte umfirmiert wurden, festigte die Position des Unternehmens als Marktführer im stationären Erotik-Einzelhandel in Deutschland.
Das traditionsreiche Familienunternehmen agiert mit einer Doppelstruktur aus Versandhandel (GmbH & Co. KG) und einem Netz von über 140 stationären Fachgeschäften. Die Mehrheitsanteile befinden sich weiterhin im Besitz der Gründerfamilie Susemichel. Mit einem Umsatz von rund 74,3 Millionen Euro (Geschäftsjahr 2021/22) und ehemals bis zu 900 Mitarbeitern (heute ca. 300 in der Zentrale) ist Orion ein etablierter, großer Akteur, der jedoch zuletzt mit finanziellen Schwierigkeiten und Restrukturierungsmaßnahmen zu kämpfen hatte.
Der Onlineshop basiert auf einer eigenen Plattform und bietet ein breites Sortiment, wirkt dabei aber veraltet und unübersichtlich. Nutzerführung und Markenauftritt sprechen jüngere oder diverse Zielgruppen nur eingeschränkt an. UX/UI ist teilweise überladen, emotionale Kundenbindung und Community-Aufbau finden kaum statt. Klassische Kataloge und wenige innovative Werbeformate prägen die Außendarstellung. Das eigenentwickelte PHP-Shop-System ist unflexibel, wartungsintensiv und behindert schnelle Innovationen.
amorelie
In 2013 statete Amorelie (Sonoma Internet GmbH) als klassisches Startup in Berlin und wurde durch das Investment des Medienkonzerns ProSiebenSat.1 groß, der die Marke mit massiver TV-Werbung aufbaute. Die beiden Gründer Lea-Sophie Cramer und Sebastian Pollok gelten als einer der Pioniere darin, Erotikprodukte aus der „Schmuddelecke“ zu holen und sie als Teil eines modernen, offenen Lebensstils zu etablieren. Im Jahr 2021 wurde Amorelie an die niederländische EQOM Group (ProSiebenSat.1-Gruppe) verkauft, einen der größten europäischen Player im „Sexual Wellness“-Markt. Diese Zugehörigkeit zu einem internationalen Konsortium sichert Amorelie erhebliche Finanzkraft und Synergien innerhalb eines großen Verbunds.
Das Sortiment umfasst ein breites Angebot von Sextoys, Dessous und Pflegeprodukten bis hin zu Verhütungsmitteln und wird durch mehrere Eigenmarken ergänzt. Das Image ist bewusst stilvoll, designorientiert und lifestylegetrieben: Produkte werden ästhetisch präsentiert, Kampagnen setzen auf Sinnlichkeit, Selbstbestimmung und Offenheit. Damit richtet sich Amorelie insbesondere an Frauen und Paare, die Wert auf Qualität, Diskretion und ein modernes Einkaufserlebnis legen. Der Vertrieb erfolgt über den eigenen Onlineshop in Deutschland sowie weiteren europäischen Märkten wie Österreich, Schweiz, Frankreich und Belgien. Ergänzt wird dies durch Kooperationen mit B2B-Partnern wie Drogerien sowie innovative Direktmarketing-Konzepte wie Toy-Partys. So hat sich Amorelie in relativ kurzer Zeit als eine moderne, etablierte Marke im europäischen Erotikmarkt positioniert.
Amorelie nutzt eine moderne, Shop-Architektur, um ein ansprechendes Einkaufserlebnis zu bieten – klares Design, Navigation und Produktfilter verbessern Usability und Conversion. Das eingesetzte Shop-System bzw. die Technologie ist nicht bekannt. Zudem kommen Tools wie Analytics, Tag Management und individualisierte Tracking-Lösungen zum Einsatz, um Marketingmaßnahmen datengetrieben zu optimieren.
Beate Uhse
Die Beate Uhse AG war nicht nur ein Unternehmen, sondern ein Symbol für die sexuelle Aufklärung in der Nachkriegszeit und stieg zum größten Erotik-Konzern Europas auf. Gegründet von der Pilotin Beate Uhse, die zunächst Aufklärungsschriften verteilte, eröffnete sie 1962 den ersten Sexshop der Welt und baute ein Imperium aus Versandhandel, Filialen und Kinos auf, das 1999 sogar an die Börse ging. Der Niedergang wurde jedoch durch das Aufkommen des Internets und der kostenlosen Online-Pornografie eingeläutet, wodurch der Umsatz mit Filmen und Katalogen einbrach. Strategische Fehlentscheidungen und ein veraltetes Geschäftsmodell, das die Wünsche einer jüngeren, weiblicheren Kundschaft ignorierte, beschleunigten den Bedeutungsverlust, der schließlich 2017 zur Insolvenz der Holding führte.
Nach einer gescheiterten Sanierung wurde das operative Geschäft, inklusive der Markenrechte, 2019 von der niederländischen EQOM Group übernommen. Diese Übernahme ist Teil einer größeren Marktkonsolidierung, denn auch der ehemalige Konkurrent Amorelie gehört heute zu diesem finanzstarken, niederländischen Investor. Unter dem neuen Dach wurde der Online-Shop modernisiert und strebt danach, das angestaubte Image abzulegen und als serviceorientierte Plattform für „sexuelle Wellness“ wahrgenommen zu werden.
Die Customer-Experience im heutigen Online-Shop wird von Kunden überwiegend positiv bewertet, wobei vor allem die schnelle, diskrete Lieferung und die breite Produktauswahl gelobt werden. Technisch basiert der Shop seit einem Relaunch auf einer professionellen E-Commerce-Plattform, die ein modernes und aufgeräumtes Einkaufserlebnis ermöglicht und sich deutlich von den überladenen Shops der Vergangenheit abhebt.
Dildoking
Dildoking hebt sich im Wettbewerbsumfeld bewusst von den großen Anbietern ab und positioniert sich als authentischer, inhabergeführter Fachhändler. Das Unternehmen agiert als Marke der Clickpool GmbH, die 2004 von Robert M. K. auf einem Berliner Dachboden gegründet wurde und sich von einem kleinen eBay-Shop zu einem etablierten Player im deutschen E-Commerce entwickelt hat. Mit einem Team von rund 22 Mitarbeitern wird eine Unternehmensphilosophie verfolgt, die auf ausgewählte Qualität statt unüberschaubarer Masse setzt und eine nahbare, fast freundschaftliche Kundenansprache pflegt, was einen deutlichen Kontrast zum aggressiven Marketing der Branchenriesen darstellt.
Statt auf permanente Rabattaktionen zu setzen, fokussiert sich Dildoking auf ein sorgfältig kuratiertes Sortiment, persönliche Beratung und einen starken Community-Fokus, unter anderem durch einen beliebten YouTube-Kanal und transparente Produkttests. Die Finanzkraft des Unternehmens ist nicht mit der von Eis.de oder dem EQOM-Verbund vergleichbar, da sie ausschließlich auf organischem Wachstum und dem operativen Erfolg basiert, ohne externe Investoren oder eine Konzernstruktur im Hintergrund. Diese Unabhängigkeit ermöglicht es Dildoking, agil zu agieren und eine loyale Stammkundschaft aufzubauen, die den serviceorientierten Ansatz schätzt.
Die Customer-Experience bei Dildoking wird oft als herausragend beschrieben, da Kunden den schnellen, persönlichen Kundenservice und die ehrliche Beratung als entscheidende Vorteile empfinden. Technisch setzt der Online-Shop auf das weitverbreitete und flexible E-Commerce-System Shopware, was eine moderne, benutzerfreundliche Oberfläche und eine stabile Performance gewährleistet.
